Das Reformationsfenster in der Marktkirche
Es hat in den vergangenen Jahren nicht nur in den regionalen Medien für Aufsehen und vor Ort auch für mächtig Streit gesorgt: das Reformationsfenster, kurz Lutherfenster genannt, in der hannoverschen Marktkirche. Grund genug für den Evangelischen Arbeitskreis (EAK) der CDU in der Region Hannover im Rahmen seines Besuchsprogramms kirchlicher Einrichtungen, Interessierte einzuladen, das Kirchenfenster des renommierten Künstlers Markus Lüpertz selbst in Augenschein zu nehmen und mit fachkundiger Hilfe der Kirchenpädagogin Sandra Jankowski sich zu erschließen und zu deuten.
Im Werk des 83-jährigen Malers und ehemaligen Leiters der angesehenen Düsseldorfer Kunstakademie spielen religiöse Motive immer wieder eine Rolle. Viele Gläubige in Hannover sind aber von seiner Interpretation Luthers, den er als gebrochenen Menschen zeigt, der von Fliegen umschwirrt wird, nicht begeistert. Marktkirchen-Pastor Marc Blessing sieht darin hingegen eine durchaus überzeugende Lesart, wie er in einem Artikel über das Reformationsfenster erklärte. In Luther, der von bösen Mächten bedrängt werde, „können wir uns alle wiederfinden“.
Kamen manche der an dieser Besichtigung Teilnehmenden auch mit Vorbehalten zu dieser Veranstaltung, so hat sich durch die instruktive Heranführung an dieses Kunstwerk durch Sandra Jankowski doch bei einigen die Sichtweise darauf verändert. Und überhaupt: Gerade für die bildende Kunst gilt, dass sie viele Interpretationen zulässt und sich dem Normativen entzieht.
Michael Looß v. Hülst